Deutscher Rugby-Verband hat Hamburg als Landesstützpunkt für die Metropolregion im Blick

Rugby in Hamburg boomt. Nicht nur, dass der FC St. Pauli mit mehr als 600 Mitgliedern der mitgliederstärkste Rugbyverein in Deutschland ist, die Braun-Weißen stellen gemeinsam mit dem Hamburger Rugby-Club insgesamt drei Erstligisten aus der Hansestadt. Der Spielbetrieb im Seniorenbereich ist an der Waterkant  zudem bis in die Verbandsliga (4. Liga) organisiert. Und im Nachwuchsbereich gibt es von der U6 bis zur U18 einen regelmäßigen Spielbetrieb mit mehreren Landesverbänden im Turnier- und Ligaformat. Nun erhält der Hamburger Rugby-Verband (HHRV) eventuell mittelfristig Unterstützung durch den Deutschen Rugby-Verband (DRV). Grund:  Der DRV arbeitet mit Hochdruck an der bundesweiten Weiterentwicklung des ovalen Sports. Im Blick hat der olympische Spitzenverband dabei auch den HHRV.

 

In enger Abstimmung mit dem Rugby-Weltverband (World Rugby) hat der DRV nun ein entsprechendes Konzept entwickelt. Das erklärte Ziel dieses Projektes ist neben der Entwicklung des Spitzensportbereiches auf Weltklasseniveau, durch gezielte Stärkung des Breitensportbereichs eine Basis für eine ganzheitlich positive Entwicklung des Deutschen Rugbysports zu schaffen. Die Schlagworte der DRV-Strategie lauten dabei: „Aufmerksamkeit und Ausbreitung“. Und dabei ist auch Hamburg als Leistungsstützpunkt in den Fokus des DRV gerückt.

 

Als mögliche Standorte für Landesstützpunkte Rugby haben die DRV-Verantwortlichen die Metropolregion Rhein-Ruhr (Köln), die Region München, Mitteldeutschland (Leipzig) und die Metropolregion Hamburg ausgemacht. DRV-Leistungssportreferent Michael Tuttor wird daher in den nächsten Wochen auf den Hamburger Rugby-Verband (HHRV) zukommen, um die nächsten notwendigen Schritte abzustimmen, um diese Vorhaben erfolgreich bei Bund und Land anzuzeigen. „Für das Rugby in der Metropolregion Hamburg wäre es super, wenn der DRV weitere Geldmittel auftreibt, um den Sport auch in der Breite zu fördern. Dass dafür, neben der Spitzensportförderung, eine hauptamtliche Stelle geschaffen werden muss, ist dabei unumgänglich“, betont Friedrich Michau, HHRV-Referent für Aus- und Fortbildung. In der Hansestadt will man auf jeden Fall für den „Tag X“  vorbereitet sein. „Als möglicher Kandidat für einen Landesstützpunkt sollten wir uns jetzt schon mal Gedanken über potenzielle Kandidaten machen“, sagt Michau.

 

Die Ausbreitung des Rugbysports in Deutschland erfolgt nun künftig auch über die gezielte Stärkung der Vereine und Landesverbände durch den DRV. Im Spitzensportbereich hat sich der DRV in jüngster Vergangenheit vornehmlich auf Maßnahmen am Rugby-Bundesstützpunkt in Heidelberg beschränkt – als Folge finanzieller und personeller Engpässen. Trotz dieser nicht optimalen Voraussetzungen haben besonders die 15er- und 7er-Nationalmannschaften beachtliche Erfolge auf internationalem Parkett eingefahren. Diese Erfolge sollen will der Deutsche Rugby-Verband nutzen, um die mediale und öffentliche Aufmerksamkeit auf diesen Sport zu lenken. Die Aufmerksamkeit für den Rugbysport künftig sportlichen Erfolge der Nationalmannschaften generieren.  Um dabei aber langfristig international erfolgreich zu sein, benötigt das deutsche Rugby deutlich mehr starke Keimzellen.

 

Mit Beginn des neuen Jahres eröffnet daher in Hannover neben Heidelberg ein zweiter Bundesstützpunkt Rugby, an dem so schnell wie möglich die Sportler einen täglichen Trainingsbetrieb auf einem ähnlichen hohen Niveau wie in der Neckar-Metropole aufnehmen werden. Zudem ist es den DRV-Verantwortlichen gelungen, in Hessen in enger Abstimmung mit dem dortigen Rugby- Verband und dem Landessportbund die Stelle eines hauptamtlichen Landestrainers zu schaffen. Darüber hinaus ist in Berlin eine leistungssportorientiere Trainingsgruppe etabliert, die außerhalb des Vereinstrainings agiert.

 

„Unsere Spitzensportprojekte werden aber nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn wir es verstehen sie auf ein stabiles Breitensport-Fundament zu stellen. Die Breitensportprojekte Get Into Rugby sowie die Aus- und Weiterbildung der Rugby- und Athletiktrainer, Schiedsrichter und des medizinisches Personals über die Deutsche Rugby-Akademie haben wir mit der hauptamtlichen Beschäftigung von Peter Smutna auf ein neues Niveau gehoben“ erklärt DRV-Sportdirektor Manuel Wilhelm das Konzept des olympischen Spitzenverbandes. „Im nächsten Schritt wollen wir in den acht identifizierten Regionen hauptamtliche DRV-Kräfte installieren, um die Arbeit der Vereine und Landesverbände noch effektiver unterstützen zu können.“ Ziel sei daher, in jeder dieser Regionen einen sogenannten Regional Development Coordinator (RDC/Leiter Entwicklung) in Vollzeit zu installieren. „Die Schaffung dieser Stellen soll dabei ausdrücklich als Absicherung und Unterstützung der Arbeit der Vereine und Landesverbände in den jeweiligen Regionen verstanden werden. Deshalb soll die Auswahl der richtigen Kandidaten auch in enger Abstimmung mit den Vorsitzenden der jeweiligen Landesverbände erfolgen“, betont Wilhelm.

 

Laut Wilhelm habe dabei die Konzentration auf vermeintlich wenige Regionen den Hintergrund, dass der  DRV seine Arbeitskraft zunächst dort bündeln möchte, wo der Verband die größten Wachstumspotenziale sehe. Für Hamburg und die Metropolregion bedeutet dies, eine dieser Wachstumsregion des Rugbysports in Deutschland zu sein. „Aus diesen Zellen sollen dann die Initiativen für ein hoffentlich bald flächendeckendes Wachstum unserer wunderbaren in Sportart in Deutschland hervorgehen. Selbstverständlich unterstützen wir auch weiterhin zielgerichtete Aktionen und Initiativen der Landesverbände und Vereine außerhalb der hier aufgezählten Regionen“, führt der DRV-Sportdirektor weiter aus. Ein förderungswürdiges Projekt wäre somit der diesen Herbst aus der Taufe gehobene „RegioCup“ als Wettbewerb der Landesverbände und Regionen – als Testlauf unter Wettbewerbsbedingungen für ein Rugby-Leistungszentrum in der Hansestadt.