Nach dem ADRT 2020 ist vor dem DRT 2020 – wie geht es finanziell weiter im deutschen Rugby?

Der ADRT 2020 in Heusenstamm ist Geschichte, die Vereine und Landesverbände haben sich mehrheitlich für eine temporäre Umlage zur Erhöhung der Beiträge an den Spitzenverband Deutscher Rugby-Verband (DRV) als Kompromisslösung durchgerungen. Nach Verkündung dieser Entscheidung klatschten die anwesenden Delegierten Beifall ob dieser im Vorfeld kontrovers diskutierten Lösung. Aus der Hansestadt gab es hingegen kein Applaus. „Der DRV ist zwar aktuell finanziell gerettet, doch die Arbeit fängt nun erst an“, betont der Vorsitzende des Hamburger Rugby-Verbandes, Nils Zurawski (Foto).

Umlagen als finanzielle Grundlage eines olympischen Spitzenverbandes seien nicht solide. „Diese Basis hilft lediglich den leckgeschlagenen Dampfer DRV über Wasser zu halten“, führt Zurawski weiter aus. Seine Forderung: Um das deutsche Rugby zukunftsfähig aufzustellen, benötigt es anders Konzepte als die der immer wiederkehrenden Sonderumlagen. Zurawski fordert eine grundsätzliche Diskussion über Strategien und den Weg, den der DRV zurück zu einer gesunden finanziellen Basis und sportlichen Erfolg einschlagen muss. Denn die Sonderumlagen seien lediglich begrenzt und können nicht zum Standard eines olympischen Spitzenverbandes mutieren. Dabei fordert der HHRV-Vorsitzende die Zusammenarbeit aller Vereine, Landesverbände sowie der DRV-Führung ein, denn die aktuelle Misere haben auch die Vereine und Landesverbände sowie vorherige Führungsriegen des DRV mit zu verantworten. „Nur gemeinsam können wir uns am eigenen Schopf aus dem aktuellen finanziellen Sumpf herausziehen“, betont Zurawski.

 

Sein Vorschlag: Unterstützung eines Zwei-Phasen-Modells, das zunächst die finanzielle Rettung des DRV vorsieht und anschließend die Vorlage und Diskussionen von und über neue Konzepte und Beitragsmodelle während des DRT 2020 am 7./8. November in Mönchengladbach. Denn die zweite Umlage für das Jahr 2021 betrachtet Zurawski lediglich als Bürgschaft, damit die 15er-Nationalmannschaft der Herren am offiziellen Spielbetrieb des Kontinentalverbandes Rugby Europe teilnehmen kann sowie Sponsoren gehalten oder sogar hinzugewonnen werden können. Seine Hoffnung ist, dass zum DRT weitere Informationen seitens der DRV-Führung vorliegen und mit diesen transparenter umgegangen wird, um eine bessere Entscheidungsgrundlage zu besitzen, die dringend notwendigen Schritte zur Gesundung des Deutschen Rugby-Verbandes einzuleiten.

 

"Der DRV darf sich langfristig nicht allein aus Mitgliedsbeiträgen finanzieren. Andere Quellen müssen erschlossen werden. In fünf Jahren darf der Anteil der Mitgliedbeiträge nur noch 50 Prozent, nach zehn Jahrten nur noch 33 Prozent des DRV-Budgets betragen. Das 7er-Programm zählt in diesem Zusammenhang nicht", betont Nils Zurawski. Bis dahin schlägt der HHRV-Vorsitzende eine Staffelung der Mitgliedsbeiträge aufgeteilt nach Erwachsenen, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren, Seniorenteams im Spielbetrieb sowie neuen Mitgliedern (im ersten Jahr) vor, die Einnahmen von 199.500 Euro bis 255.000 Euro bei einer Laufzeit von mehr als sechs Jahren generiert.