„Rau, schnell und fair“ - Hamburger Rugby-Verband legt Entwicklungskonzept für die Bundesliga vor

Professionellere Strukturen, hauptamtliche Mitarbeiter, eine gewinnbringende Vermarktung und eine intensivere Jugendarbeit - das sind die Pfeiler des Entwicklungskonzeptes zu einer Bundesligareform, das der Hamburger Rugby-Verband (HHRV) nun der Vertretung der Landesverbände und dem Rugby-Bundesligaausschusses (RBA) vorgelegt hat. Ziel ist es, mehr Rugbyspieler in Deutschland zu gewinnen, den Nachwuchs zu stärken, die Ausbreitung des Rugbysports voranzutreiben, die Verbesserung der Vereinsstrukturen sowie der der Ausbildungsqualität im deutschen Rugby zu heben.

„Die Bundesliga ist bei den Männer und Frauen die professionell organisierte Liga der Spitzenamateure in Deutschland. Deshalb müssen wir die 1. und 2. Bundesliga attraktiv für die Vereine und das Publikum gestalten“, erläutert der HHRV-Vorsitzende Nils Zurawski die Vision des vorgelegten Strategiepapiers. „Wir bieten einen fairen fairen und gut organisierten Wettbewerb für die Klubs und unterstützen diese beim Aufbau professionellerer Strukturen für die Teilnahme im sportlichen Oberhaus und garantieren die gemeinsame Vermarktung der beiden Ligen. Für die Zuschauer bieten wir attraktiven Sport, Spitzenathleten zum Anfassen und eine unterhaltsame Veranstaltung.“ Das  passende Motto für die neugestaltete Spielklasse hat Zurawski auch bereits parat. „Rau, schnell, fair - die Rugby-Bundesliga!“ Und fügt augenzwinkernd hinzu: „Die Liga der Gentlemen!“

 

Voraussetzung für den Erfolg einer solchen Reform ist eine eigenständige Bundesliga mit gemeinsam verabredeten Standards, einem einheitlichen Auftritt, Marketing und Regeln, die einen Gewinn für den Rugbysport in Deutschland darstellen. Eine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rugby-Verband (DRV) ist Voraussetzung. Der RBA bekommt dabei als eigenständiger Player und Interessenvertretung der Vereine aber ein höheres Gewicht. „Als sportliches Zugpferd binden sich die Vereine auf diese Weise an Regeln, die positive Effekte auf die Entwicklung des Rugby haben und diesen Sport zahlenmäßig vorantreiben“, sagt Nils Zurawski. 

 

Die Umsetzung des Konzeptes folgt dabei einem Zehn-Jahres-Plan. Am Ende der Entwicklung soll ein sportlich eingleisiges Oberhaus mit zehn Teams stehen, untermauert von einer 2. Bundesliga mit 24 Mannschaften, die aufgeteilt in vier Regionen um den Aufstieg und gegen den Abstieg kämpfen. Zudem ist ist ein Wettbewerb mit vier Regionalauswahlken angedacht, die in sechs Spielen einen einfachen Modus aufeinandertreffen.  Voraussetzung an einer Teilnahme an der 1. Bundesliga sind wettbewerbsfähige U18- und U16-Mannschaften, ein hauptamtlicher Manager, Geschäftsführer oder Vorstand in den Klubs, ein hauptamtlicher Trainer sowie ein hauptamtlicher Jugendkoordinator, Ausbilder oder Nachwuchstrainer. Darüber hinaus müssen die Vereine Schiedsrichter stellen sowie solide Finanzen vorlegen. Des Weiteren wird der Einsatz ausländischer Spieler auf die begrenzt, die ausschließlich nach den Richtlinien des DOSB als offiziell bezahlte Sportler gelten. Eine Verpflichtung der Vereine an einer 7er-DM ist ebenfalls verpflichtend. Für die 2. Bundesliga werden diese Bedingungen in einzelnen Punkten nach unten modifiziert, um den Klubs entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten auf und neben dem Platz einzuräumen. 

 

Für die Außendarstellung werden alle Spiele des Oberhauses live gestreamt (50 Prozent in der 2. Bundesliga), ein zentrales Marketing vertritt die Liga gegenüber Sponsoren, Verbänden, DRV und DOSB. Der RBA hingegen wird durch Lizenzgebühren finanziert und mit mindestens drei hauptamtlichen Stellen besetzt. Die Lizenzgebühren belaufen sich dabei auf 5.000 Euro je Erstligist und 2.500 Euro je Zweitligist und bieten ein Anreizsystem, um die Jugendarbeit zu fördern. Die Erträge werden zudem nach einem noch festzulegenden Schlüssel mit dem DRV geteilt, um die Finanzierung seiner Arbeit, besonders mit den Nationalmannschaften, zu sichern. Ebenso bietet der RBA dann diverse Ausbildungsangebote Angebote im sportlichen und administrativen Bereich an. Eine Implementierung ähnlicher Regeln für das Frauenrugby sind ebenfalls geplant.

 

„Aktuell gibt es rund 2.500 registrierte Herrenspieler. Jegliche Zukunftspläne müssen genau hier anfangen. Denn die Zahl ist viel zu gering, um hochtrabende Träume zu begründen oder ein 15er-Rugby auf professionellem Niveau zu etablieren“, betont Nils Zurawski. „Versuche, dieses mit Mäzenen, Handgeldern oder kurzsichtigem finanziellen Engagement zu umgehen, haben weder eine Qualität, noch eine quantitative Entwicklung des Rugbysports in Deutschland befördert“, führt der HHRV-Vorsitzende weiter aus. Die Umsetzung der Reform ist daher langfristig und nachhaliig über mehrere Jahr abgestuft gedacht, um sportlich die Qualität der verkleinerten 1. und 2. Bundesliga schrittweise zu erhöhen und Raum zu geben, die Vereinsorganisationen administrativ zu professionalisieren. Ein ehrenamtliches Präsidium wacht dabei über die Aufgaben sowie die Umsetzung dieser Reform und vertritt die Interessen der Bundesligisten gegenüber dem DRV. Die operationelle Arbeit liegt dabei in den Händen der hauptamtlichen Mitarbeiter des RBA, die das Präsidium kontrolliert.