Platzsituation in Hamburg hemmt den Rugbysport in seiner sportlich erfolgreichen Entwicklung

Wegen des Ausbaus zu einem hochmodernen Trainings- und Nachwuchszentrums des FC St. Pauli an der Kollaustraße verliert der Baseballsport seine dortige Heimat und möglicherweise auch seine Bundesligalizenz. Denn ein adäquater ligatauglicher Ersatz für den Ballpark Langenhorst ist nicht in Sicht. In Altona ist ein „Regionalligastadion“ für einen Verein geplant, der sich eher als Fahrstuhlmannschaft denn als Viertligist etabliert hat. Dennoch ist dem Hamburger Fußballverband die aktuell vorgestellte Arena nach neuesten technischen Standard für 5.000 Zuschauende zu klein dimensioniert.

Laut Medienberichten sind dort plötzlich Länderspiele für Nachwuchsmannschaft angedacht. Zudem soll das Stadion Platz bieten für Profifußball der Frauen, Profiträumen eines Quartierssportvereins sowie für einen Klub aus Wandsbek, der ebenfalls nach höheren sportlichen Meriten strebt. Wieder einmal zeigt sich, dass sich die Hamburger Sportpolitik lieber um Luftschlösser im Reich des Königs Fußball kümmert, als um die handfesten Bedürfnisse anderer Sportarten, die den Realitäten entsprechen, um sportlich weiter wachsen zu können.

 

Aktuell sieht die Lage für den Hamburger Rugbysport wie folgt aus: Die Erstligafrauen haben ihren Rückrundenauftakt am Wochenenden Heidelberger RK abgesagt. Eine adäquate Vorbereitung für ein Spiel in der 1. Bundesliga war einfach nicht möglich. Es fehlen schlichtweg zu dieser Jahreszeiten angemessene Trainingsflächen. Unerlässliche Übungseinheiten unter Kontaktsituationen konnten so nicht durchgeführt werden. Diese sind aber eine unbedingte Voraussetzungen, um im Rugbysport adäquat vorbereitet in ein Spiel zu gehen und gesund wieder herauszukommen. Doch die Witterung lässt seit November kein Training mehr zu, da die Anlagen gesperrt sind. „Regen und immer wieder Regen. Alle Plätze sind nass, die Grasnarbe kann man mit der Hand wegschieben“, beschreibt der Vorsitzende des Hamburger Rugby-Verbandes (HHRV), Nils Zurawski, die anhaltende Situationen auf den Rugbyplätzen in der Stadt. Eine Situation, die sich seit Mitte Oktober vergangenen Jahres stetig verschlimmerte. 

 

„Dieses Problem betrifft alle Vereine von der Verbandsliga bis in die 1. Bundesliga. In Zukunft werden solche Absagen mit Blick auf den Klimawandel wohl eher die Regel sein. Mittelfristig bedroht diese Entwicklung die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesligateams, aber auch den Rugbysport in der Hansestadt insgesamt, wenn nicht mit witterungsunabhängigen Sportanlagen entgegengesteuert wird“, entwirft Zurawski eine düstere Zukunftsprognose. Und eine Besserung ist nicht in Sicht.

 

Zwar schöpfte der HHRV mit seinen sieben Vereinen und mehr als 1.200 Mitgliedern Hoffnung, als im Herbst vergangenen Jahres der Hamburger Sportbund die frohe Botschaft übermittelte, dass der ovale Sport mit seinem Projekt Kunstrasenplatz für die Rugby-Arena Stadtpark“ in das Landesprogramm „Neustart Sport II“ aufgenommen wurde. Kostenpunkt: rund eine Million Euro. Fertigstellung womöglich noch in 2022. Doch die Enttäuschung sollte nicht lange auf sich warten. Noch zum Ende des auslaufenden alten Jahres wurde der HHRV mit seinem Projekt aus dem Programm gestrichen. Gründe sind dem Hamburger Rugby-Verband nicht bekannt. Auch hat die Sportpolitik bis dato keine Alternativen aufgezeigt, die dringend benötigte Umwandlung des Geläufs an der Saarlandstraße in Kunstrasen zu realisieren.

 

„Ein Kunstrasen in der Rugby-Arena Stadtpark ist die einzig adäquate Lösung, um dem Rugbysport auf und neben dem Platz sein sportlich erfolgreiches Wachstum weiter zu ermöglichen“, betont Nils Zurawski. Denn sonst würde auch viele Jugendlich auf Dauer lediglich im Regen und in großen Pfützen stehen, statt auf dem Platz um das ovale Leder zu kämpfen.